Wochen, Monate, Jahre reisen mit nichts als einem Rucksack auf dem Rücken - des einen Ausstiegsphantasie, des anderen Alptraum. Und Backpacker's Alltag. Dementsprechend innig ist die Beziehung zu Flughäfen.
Von Wien nach Dubai, nach Bangkok, nach Kuala Lumpur nach Sydney und zurück. Am besten für kein Geld. Backpacker nehmen jene Flüge, die keinem anderen Reisenden zuzumuten sind (sogenannte Gabelflüge). Wie man Layovers von 12 Stunden und mehr übersteht, das haben wir am Wiener Flughafen nachgestellt, der sich als Dummy zur Verfügung gestellt hat.
Katzenwäsche und Dyson-Fön: verzweifelt versucht man auch auf langen Reisen den Anschein von Körperhygiene zu wahren - da wird notdürftig alles zweckentfremdet, was sich auftreiben lässt. Hauptsache, es funktioniert - und das Haartrockner-Ergebnis kann sich sehen lassen.
Wer weit reist, wechselt auch einmal die Klimazone - dann hofft man auf geräumige Toiletten, die als Umkleidekabine herhalten können. Luxus pur ist natürlich auch hier Wifi - dann kann die Welt gleich davon unterrichtet werden, wie genügsam man hier ist.
Der wichtigste - weil einzige - Besitz des Backpackers ist der namensgebende Rucksack. Schlafpositionen werden also nach dessen Schutz ausgewählt. Je größer die Couch, desto besser.
An der Leine: das Smartphone ist die einzige Verbindung zur Heimat, zu Freunden und Familie - und natürlich essentielles Planungs- und Überlebenstool. Dementsprechend einfach ist es, den Backpacker mittels Steckdose an die Leine zu legen.
Ohne Wifi allerdings ist das Smartphone ebenso nutzlos wie ohne Strom - und wenn das Wörtchen “Free” daneben steht, dann ist die Reise ohnehin gerettet. Zu solche Schildern strömen Backpacker wie die Tiere der Serengeti zu den seltenen Wasserlöchern.
Flughafen Manila - es ist Mitternacht und ich stehe vor geschlossenen Türen. In vier Stunden soll ich von hier weiter auf die Insel Coron fliegen. Womit ich nicht gerechnet habe: Der Terminal öffnet erst um 3 Uhr früh. Ein freundlicher Wachmann empfiehlt mir, mir bald einen Platz zu suchen, denn es beginnt zu regnen und das Warteareal ist nur teilweise überdacht. Eigentlich sollte ich ja jetzt in einem Hostelbett liegen - aber wenn der Taxifahrer in Manila dreimal fragt, ob man hier wirklich aussteigen möchte, dann lässt man es besser. Ich hirsche also zu den Metallbänken und erwische einen Platz, der immerhin nur teilweile von dem beginnenden Sprühregen erwischt wird. Kein Problem, ich bin vorbereitet. Ungläubig beobachtet eine junge Frau hinter mir, wie ich mich zunächst in meinen Reiseschlafsack wickle und dann um meinen Rucksack - mein Heiligtum wird mit allen Mitteln verteidigt. Ich krame einen großflächigen Regenponcho, eine Kapuzenjacke, Ohropax und Schlagmaske hervor und rolle mich zum Schlafen zusammen. Das letzte was ich höre ist ein verwundertes Kichern hinter mir. Und wieder stellt sich im Quergeschrieben die Frage: Was hat das eigentlich mit der Immobilienbranche zu tun? Backpacker sind die einzige Zielgruppe im Tourismus, die so wenig Komfort wie möglich sucht. Die wohlstandsverwöhnten Abenteurer sitzen zumeist in Zehn- und Mehrbettzimmern in Südostasiens Hostels beisammen und versuchen sich mit ihren Komforterfahrungen gegenseitig zu unterbieten. Wer am billigsten reist hat gewonnen. In Kombination mit den tausenden von zurückgelegten Kilometern also kein Wunder, dass der Flughafen die Assetklasse wechselt: zum temporären Wohnen. Ich selbst habe einige hochemotionale Stunden auf dem Boden in Kuala Lumpur verbracht, weil hier die einzige auffindbare Steckdose meinem Handy Leben einhauchen konnte, kenne jede Couch in Brisbane und habe einen Mitarbeiter des Flughafen McDonalds in Auckland bei dem erfolglosen Versuch beobachtet, beim Bodenwischen nicht auf einen Backpacker zu steigen - alle Bänke waren natürlich längst überfüllt. Die schrägsten Flughafenmomente des Backpackers haben wir hier nachgestellt. Auch wenn keiner auch nur annähernd die Wirklichkeit erreichen kann.